Wenn du nichts zu lachen hast - lache!
Wenn du nichts zu lachen hast – lache!
Das klingt erstmal seltsam, oder? Trotzdem – wie das Sprichwort schon sagt: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. In schwierigen Lebenslagen kann das zur Herausforderung werden.
Unsere Welt wird immer wieder auf den Kopf gestellt und kräftig durchgeschüttelt, und wir gleich mit. Vieles passiert, was leider frei ist von Freude und Glücksgefühlen. Doch gerade die brauchen wir dringend, um in Krisen auch Chancen zu entdecken.
Eine gute Grundlage, einen soliden Boden habe ich durch meine tägliche Hautmahlzeit. Angesichts großer Herausforderungen darf dieser Boden gerne noch gepolstert werden. Frei nach dem Motto: Auf Erde gehen ist gesund, auf Gras gehen ist gesund und weich dazu. Was also könnte geeignet sein, in meiner Inneren Welt das Gras zu bilden?
An dieser Stelle erinnerte ich mich an die heilende Wirkung des Lachens. Was ich darüber gelesen habe, klang interessant und belebend und hatte mich wunderfitzig gemacht. (Süddeutsch für sehr interessiert, neugierig)
Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind.
Wir sind glücklich, weil wir lachen …
…sagte William James. Poetisch formuliert ist das der Grundgedanke des Lach-Yoga: einfach lachen, ohne Grund, die Glücksgefühle folgen dem. Will ich es ausprobieren?
Dies ist ein Bericht der selbstentworfenen Lach-Kur, die ich im Jahre 2021 erprobte. Der erste Test bei solchen Entscheidungen ist für mich die Frage: Schadet es? Sie ist hier schnell beantwortet: Nein – es schadet weder mir noch anderen, wenn ich lache. Ich riskiere also höchstens ein bisschen vertane Zeit – das ist mir das Experiment wert.
Die Idee: Eine Lach-Kur machen.
Es liegt auf der Hand, dass ein einziges Lachen nicht ausreicht – genauso wie ein einzelner Grashalm noch keine Wiese macht. Was ich mache, soll eine länger andauernde Wirkung entfalten können … ähnlich wie eine Kur. Also gestalte ich mir eine Lach-Kur. Mindestens 3 Monate lang werde ich jeden Tag mindestens 10 Mal lachen und jeden Tag mindestens 1 Mal 10 Minuten am Stück lachen.
Damit habe ich auch etwas Überprüfbares und Messbares und werde ein Notizbuch dazu führen. Dort halte ich schriftlich fest, ob ich wirklich jeden Tag so oft und so lange gelacht habe.
Nach den 3 Monaten schaue ich, ob es die gewünschte Wirkung hat. Wenn nein, dann ist eben nur die Zeit verloren. Wenn ja, dann behalte ich es als Gewohnheit bei – vielleicht sogar für den Rest meines Lebens.
Deshalb wählte ich für das Experiment auch die Dauer von 3 Monaten. Für eine Kur sind eher drei Wochen üblich – drei Monate braucht man, um eine neue Gewohnheit zu verwurzeln.
Der Anfang ist leicht.
Begonnen habe ich Mitte Februar. Am Valentinstag. Der Feiertag für meine Verliebtheit ins Leben erschien mir bestens geeignet als Startpunkt.
Hermann Hesse meint, dass jedem Anfang ein Zauber innewohnt. So erlebte ich es auch. In den ersten zwei Wochen fiel mir das Lachen sehr leicht. Ich erinnerte mich oft daran und beim Zählen kam ich meistens auf deutlich mehr als 10 Mal. Mein Rekord sind 40 Mal, an den meisten Tagen lag die Anzahl meines Lachens zwischen 25 und 30 Mal.
Manchmal ist es anstrengend.
Anders ging es mir mit dem langen Lachen. Nicht jedes Mal – doch manchmal sind diese 10 Minuten unglaublich anstrengend und mühsam, nur schwer durchzuhalten. Eine richtig sportliche Herausforderung. Es kam ein Mal sogar vor, dass ich Seitenstechen bekam. Da versuchte ich es lieber später noch einmal. Beim zweiten Versuch ging es dann gut.
Gut geht es auch, wenn ich mich in diesen 10 Minuten gleichzeitig bewege. Ob ich zu meiner Lieblingsmusik tanze oder mich ohne Musik bewege, es lacht sich bewegt deutlich leichter.
Es gibt auch Tage, da geht es von selbst leicht und ich mag gar nicht mehr aufhören. An einem dieser Tage lachte ich 35 Minuten lang! Es war überhaupt nicht anstrengend, eher so, als ob etwas durch mich lacht und ich selbst gar nichts tun muss – eine gute halbe Stunde voller Bewegung und reichlicher Sauerstoff-Aufnahme. Entsprechend erfrischt, belebt und fröhlich fühlte ich mich danach.
Was sagen die Nachbarn?
Überrascht bemerke ich, dass ich mir Gedanken mache, wie es meinen Nachbarn mit meinem Lachtraining geht. Da ich es höre, wenn sie sprechen, hören sie bestimmt auch, wenn ich lache. Sind sie genervt? Stört es sie? Soll ich das überprüfen oder ignorieren? Ich könnte ja zum Lachen in den Keller gehen … aber das ist mir dann doch zu unterirdisch.
Statt dessen achte ich darauf, nicht in der Mittagsruhe von Eins bis Drei zu lachen und meide ebenfalls die ganz frühen Morgen- und späten Abendstunden. So ergibt sich eine Lachzeit von ungefähr 7:30 bis 13:00 und 15:00 bis 22:00 Uhr. Außerdem kann ich über die Lautstärke meines Lachens selbst bestimmen. Es macht richtig Spaß, das zu testen – wie leise kann ich sein und es fühlt sich immer noch wie Lachen an?
Lachen unterwegs
Zudem bin ich auch nicht immer nur zu Hause. Schnell finde ich heraus, dass Lachen im Park und beim Frische-Luft-schnappen noch mehr Spaß macht – auch hier in angemessener Lautstärke und möglichst ohne Zeugen. Soweit bin ich noch nicht, dass ich auch andere zum Lachen animieren kann. Deshalb belasse ich mein Lachtraining auch im Grünen und dehne es nicht auf die Einkaufsstraße aus. Noch nicht? Wir werden sehen …
Zwischenbericht
Inzwischen sind schon sieben Wochen des Plans erfüllt. Ich bin voll dabei und lache tatsächlich täglich. Das 10-Minuten-Lachen vergaß ich ein paar Mal, das 10-Mal-Lachen nie.
Dafür zähle ich jetzt nur noch bis 10. Es war mir zu aufwendig, nach den 20 noch den Überblick zu behalten. Wenn ich die 10 Mal gelacht habe, lache ich natürlich weiter. Dann brauche ich nur noch darauf zu achten, ob ich den ganzen Tag über, bis zum Schlafen gehen, gelacht habe. An den meisten Tagen sind es so schätzungsweise 30 Mal, die ich lache.
Die Wirkung der Lach-Kur
Es tut mir ausgesprochen gut. Nach jedem Lachen fühle ich mich erfrischt und lebendig. Mein Körper entspannt sich öfter und länger als ohne Lachzeiten. Ich beobachte, dass ich weniger grüble und leichter in eine optimistische Stimmung komme.
Es gibt viele Beschreibungen von den Vorgängen im Körper: Beim Lachen ist die Sauerstoffaufnahme erhöht. Genau wie tiefes Atmen bewirkt es eine Massage der Inneren Organe im Bauchraum. Eine Art Berührung von innen, die unter anderem auch der Verdauung gut tut. Die Stimmbänder schwingen, Spannungen lösen sich.
Das zu lesen, ist eine Sache – es zu erleben eine ganz andere. Jetzt, wo ich die wohltuenden Auswirkungen am eigenen Leib FÜHLE, fällt mir das weiter machen leicht.
Hintergründe und Informationen zum Lachen
Die praktische Umsetzung tut mir gut. Auch, dass ich es diesmal auf Dauer und nachhaltig umsetze. Bisher begleitete mich das Lach-Yoga, Lachtraining, Lachen ohne Grund schon als Idee. Deren Anwendung sich bisher im Alltag doch immer wieder verlor.
So geschehen, nachdem ich bei einer Lachmeditation war. Auch nach meiner zweimaligen Teilnahme am Lachyoga bei der Sonntagsöffnung in der AGB. (Amerikanische Gedenk Bibliothek). Das hätte etwas Dauerhaftes werden können – bloß kamen leider die Corona-Maßnahmen dazwischen.
Die Geschichte von Norman Cousins fasziniert mich sehr. Er war ein amerikanischer Wissenschaftsjournalist, der in den 1970ern die Diagnose einer Spondyloarthritis bekam – einer Entzündung der Wirbelsäule und Gelenke – für ihn mit einer sehr schlechten Prognose. Er las, dass Menschen mit Heiterkeit eher gesunden und therapierte sich selbst mit viel Lachen. Berichte besagen, dass er nach 10 Minuten Lachen 2 Stunden schmerzfrei schlafen konnte. Zum großen Erstaunen der Ärzte wurde er wieder gesund.
Es gibt auch laut Wikipedia seit 1964 unter der Führung von Dr William Fry die Gelotologie, die Wissenschaft vom Lachen.
Den Film über Patch Adams sah ich auch. Er sollte vom Medizinstudium ausgeschlossen werden wegen exzessiven Glücklichseins und nach seinem Vorbild entstanden die Klinik-Clowns. Patch Adams lebt übrigens noch und fährt jährlich ein Mal mit einer Gruppe Klinik-Clowns nach Moskau, um dort Kranken Hoffnung zu geben.
Der indische Arzt Dr. Madan Kataria begründete dann in den 90ern die Lachbewegung und brachte das Lachen ohne Grund weltweit in Umlauf. Heute gibt es Lachclubs, Lachtrainer:innen und viele Angebote, wie man sich beim Lachen unterstützen lassen kann.
Die Links zu den ausführlichen Informationen findest du unter diesem Artikel.
Was ist mit Auslachen?
Einen Punkt möchte ich nicht unerwähnt lassen: Es gibt auch eine unschöne Seite des Lachens.
Mir selbst fiel sie auf, weil ich manchmal ärgerlich reagiere, wenn jemand Fremdes in meiner Hörweite lacht. Warum das, wunderte ich mich. Ich weiß es wieder, wenn ich mich erinnere, wie oft ich als Kind und Jugendliche ausgelacht wurde. Ausgelacht werden tut verdammt weh. Wenn jemand Fremdes lacht, wird das manchmal wieder angerührt.
In einem Text von Dr. Michael Tietze fand ich Ausführungen darüber, dass Lachen erst in jüngerer Zeit in seiner heilenden Wirkung betrachtet wird. Lange galt es vor allem als Einstimmung auf Kampfhandlungen. Oder als Erziehungsmittel in Form von Spott und Häme für Menschen, die aus der Reihe tanzen.
Das erklärt, weshalb ausgelacht werden so schmerzhaft ist – unsere Gene erzählen uns noch von den Zeiten, in denen das ausgeschlossen werden aus der Gemeinschaft lebensgefährdend war.
Zurück zum glücklichen Lachen
Zum Glück gefährdet ausgelacht werden heutzutage und in Deutschland nicht mehr unser Leben. Weh tut es immer noch – und es gefährdet noch unser Inneres Gleichgewicht. Wenn du also bei dir beobachtest, dass du empfindlich auf Lachen reagierst, kannst du dich darum kümmern.
Nach diesen Erkenntnissen können wir jetzt wieder entspannen, die Information in einer Schublade unseres Bewusstseins verstauen und uns wieder der hellen, unterstützenden Variante des Lachens zuwenden.
Das Lachen ausdehnen
Auch wenn für mich die Lach-Kur genau das Passende ist – andere Menschen brauchen vielleicht andere Strategien. Deshalb findest du hier eine kleine Auswahl.
Achtung: Mit Klicks auf die folgenden Links verlässt du meine Website und begibst dich in die Datenschutz-Regelungen der jeweiligen Website.
Du kannst gemeinsam mit anderen lachen, mit Anleitung. Am Besten gefällt mir dafür das Angebot von Cornelia Leisch. Über ihre Angebote, Bedingungen und Preise kannst du dich hier informieren.
Mit diesem Link kommst du zu einer Liste der Online-Lachclubs. Da kannst du dir für jeden Tag was raussuchen!
Dann gibt es das Lachtelefon, wo du täglich von 9 bis 21 Uhr für jeweils 3 Minuten mit Lachprofis lachen kannst.
Im Internet findest du mit den Suchworten Lachyoga, Lachtraining, Lachclub oder Lachtreff noch unzählige Informationen und Verbindungen. Ich wünsche dir viel Freude damit!
Das Lachen verwurzeln
Jetzt hast du viele Anregungen bekommen – verwurzelst du das Lachen auch in deinem Leben?
Quellen und ausführliche Informationen
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Auf Wikipedia gibt es einen ausführlichen Artikel über das Lachen, inclusive körperliche und medizinische Auswirkungen, Kunst und Soziales.
Für den Lach-Artikel bekam ich dieses perfekt passende, fröhliche Bild mit den Lachsteinchen – darüber freue ich mich sehr. Herzlichen Dank an die Lachtrainerin Cornelia Leisch, die es mir zur Verfügung stellt.
Außerdem hat Cornelia meinen Artikel in ihren Blog vorgestellt. Ihren berührenden Einführungstext und ihre Anregungen möchte ich gern mit dir teilen: Einfach hier klicken. Denn die Frage, ob wir uns jeden Tag etwas Gutes tun dürfen, die berührt uns doch alle, oder?
Dieser Link führt dich zur Geschichte von Norman Cousins auf Wikipedia.
Ebenfalls bei Wikipedia – Dr William Fry und sein Wirken in der Gelotologie.
Die Beschreibung des Filmes über Patch Adams auf Wikipedia.
Link zum Text von Dr. Michael Tietze auf seiner Website – unter dem Abschnitt „Überlegenheitstheorien“ findest du die Stelle, von der ich schreibe.
Du kannst auch glücklich machen.
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